Umsetzung des freien Gebens und Nehmens

Grundlegende Gedanken zu dem Thema habe ich in dem Text Geben und Nehmen beschrieben.

Hier möchte ich nun auf Fragen eingehen, die bzgl. der Umsetzung entstehen können.

Hast du Fragen, auf die in diesem Text nicht eingegangen wird oder die weiterführend zu den hier beschriebenen Gedanken sind? Dann schreibe sie mir gerne über das Kontaktformular.


Eine Frage ist:
Wie ist es mit dem Treffen von Verbindlichkeiten für eine Sache? Ich muss mich auch auf den anderen verlassen können. Das freie Geben kann doch nicht uneingeschränkt funktionieren, da jeder jederzeit sagen kann, ich mache das doch nicht oder nicht mehr.

Zunächst eine kurze Antwort:
Auch eine Verbindlichkeit kann frei gegeben werden.
Ich kann sagen, dass ich dir jede Woche 2 Stunden im Garten helfen werde.
-> Damit sage ich dir frei und verbindlich meine Hilfe zu, ohne eine Erwartung an dich.

Ob ich meine verbindliche Zusage einhalte oder nicht, hat nichts mit der Freiheit zu tun. Auch wenn es zu der Verbindlichkeit eine abgesprochene Gegenleistung gibt, heißt dies nicht, dass ich die Zusage einhalte. Klar halte ich sie nicht ein, wirst du die Gegenleistung nicht erbringen, doch eine Garantie für mein Einhalten der Zusage ist die verabredete Gegenleistung nicht.

Doch ob ich eine freie oder auf Gegenleistung beruhende Verbindlichkeit einhalte, hat mit meiner Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen zu tun.

Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen:
1. Sehe ich es als meine Verantwortung an, eine verbindliche Zusage einzuhalten, dann werde ich auch ‚alles‘ tun, das ich dieser Verantwortung nachkomme.
Es gibt auch Menschen, die sich nicht sehr stark in der Verantwortung sehen, verbindliche Zusagen einzuhalten oder die ‚die Verbindlichkeit‘ als nicht allzu hoch einschätzen. Klassisches Beispiel ist die Pünktlichkeit. Sie tun auch nicht ‚alles‘ dafür, dass sie die verbindliche Zusage einhalten.
2. Bin ich auch in der Lage, Verantwortung für die verbindliche Zusage zu übernehmen? Das fängt bereits bei dem Geben der Zusage an, habe ich mich/die Situation zu diesem Zeitpunkt richtig eingeschätzt oder stellt sie bereits da eine Überforderung/Nichtmachbarkeit dar? Hier geht es um Bewusstsein, bin ich mir meiner selbst und der Situation bewusst?
Und dann kann ja noch ‚auf dem Weg‘ zur Umsetzung vieles ‚dazwischen‘ kommen, wie wir so gerne als Begründung angeben, wenn wir eine Zusage nicht einhalten. Wie hoch ist hier unsere Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen?


Vielleicht kennt ihr auch dieses Gefühl, wenn euch jemand etwas frei gegeben hat, dass ihr unbedingt etwas zurückgeben möchtet. Am liebsten soll es dem Wert des Gegebenen möglichst gleich sein.
Ich denke, dieses Bedürfnis ist auch ein gutes, da es aus der Liebe entspringt. Schwierig wird es erst, wenn es zu einer Verpflichtung wird, denn dann werden wir unfrei.

Für mich war meine Wanderschaft eine gute Übung, meinen Geist freier und empfänglicher zu machen. Ein Ziel meiner Wanderschaft war, ohne Geld unterwegs zu sein. Trotzdem brauchte ich zum Überleben alle 3 Tage frisches Wasser. Auch mein mitgenommenes Essen war nach einer Woche aufgegessen, zwischendurch riss meine Hose, usw. Es bestand die Notwendigkeit, Menschen nach all diesen Dingen zu fragen und sie gaben mir gerne, oft mehr, als ich brauchte und wonach ich fragte. Ich lernte zu nehmen, ohne zu geben, zumindest dachte ich so anfangs. Dieses Denken half mir mich frei zu machen von der Verpflichtung etwas geben zu müssen.

Nach einiger Zeit merkte ich, dass ich doch etwas gab. Es war kein Geld, doch oft entwickelte sich ein Gespräch und die Menschen spürten mein Urvertrauen und meine Zuversicht in das Leben, was sie tief bewegte. Ich lernte, dass wir uns in irgendeiner Weise immer gegenseitig geben. Man sagt auch Interaktion dazu. Dies bezeichnet das wechselseitige aufeinander Einwirken von Akteuren oder Systemen.

Das erinnert mich daran, dass sich bei uns am Familientisch häufiger mal geneckt wird. Indem z.B. ein fertig geschmiertes Brötchen blitzschnell weggenommen und schmunzelnd hineingebissen wird. Ganz schön böse, nicht wahr. Doch selbst hier gibt der Böse, dem, der das Brötchen geschmiert hat, die Möglichkeit seine Frustrationstoleranz zu üben. In einem gewissen Rahmen mag das ‚ok‘ sein und einem Lernen dienlich sein, doch es kann auch schnell ins wirklich Böse kippen. Doch das ist hier grad nicht Thema, sondern es soll nur Beispiel für das stete gegenseitige Geben sein.

Ich glaube, wenn wir stets bereit sind frei zu geben in dem Sinne, dass wir dem anderen oder der Umwelt etwas Gutes tun möchten, dann fällt es uns auch immer leichter frei zu nehmen, da dieses Bedürfnis sich erübrigt, die Dinge gegenseitig aufwiegen oder vergleichen zu müssen. Es macht auch gar keinen Sinn mehr danach zu schauen, ob ein anderer mir mehr oder weniger gegeben hat als ich ihm. Sondern wir leben in dem Bewusstsein, dass wir geben und dass wir gerne nehmen dürfen, was andere uns geben möchten.
Auch der Vergleich mit einem konkret anderen Menschen erübrigt sich, sobald wir uns in der Verbundenheit mit allen anderen empfinden. (Dazu an anderer Stelle später mehr.)


Mir fallen noch eine Reihe weiterer Fragen und Gedanken ein, auf die ich später eingehen möchte.

Auf der Seite Meine Umsetzung des freien Gebens und Nehmens kannst du erfahren wie ich im Rahmen meiner Selbständigkeit das freie Geben und Nehmen umsetze.

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